Leserbrief zum Artikel in der Badischen Zeitung vom 16.9. „Europa-Park-Betreiber will Kreativcampus im Elsass bauen“
Multimedia-Entwicklungszentrum
Zum neuesten Expansionsvorhaben des Europa-Park-Tochterunternehmens Mack Next im Elsass stellen sich mir einige Fragen. Auch die Eigentümer des Europa-Park bekommen, wie wir alle, sicherlich mit, dass die Veränderungen und die Bedrohungen durch den Klimawandel an allen Ecken sichtbar werden. Das Thema steht auch im derzeitigen Wahlkampf bei allen Parteien – außer der AfD – an vorderster Stelle. Dass es nicht ein „Weiter so“, gerade auch beim ungezügelten Flächenverbrauch und bei sensiblen Flächen geben kann, ist fast beim Letzten angekommen.
Angesichts der Pläne im Elsass, bei denen das Multimedia-Entwicklungszentrum nur eines von mehreren des Mack-Unternehmens ist, frage ich mich sehr ernsthaft, ob man hier die Klimadebatte nicht wahrnimmt. Muss es immer noch ein Mehr, Weiter, Größer geben, egal welche Schäden das letztendlich anrichtet? Wenn man zum aktuellen Vorhaben einmal die Begründung liest: Plobsheim sei wegen seiner idyllischen! Lage und des nahen Golfplatzes gewählt worden – eine Umgebung, die für kreative Entwicklungen nötig sei. Ist diese Einstellung nicht im höchsten Maße dekadent und arrogant gegenüber den Menschen, die für sich alle möglichen Maßnahmen ergreifen, um z. B. ihren ökologischen Fußabdruck so niedrig wie möglich zu halten?
Die EUROPA-PARK Gründer Mack kommen doch aus sehr geerdeten bodenständigen Verhältnissen und aus einer Region, deren Einzigartigkeit und Schönheit nicht durch unnötige Eingriffe zerstört werden sollte. Das Elsass gehört genauso dazu. Ich glaube ganz persönlich: Hier gehen Maß und Orientierung verloren. Führen die aktuellen und künftigen Herausforderungen im Hinblick auf die Klimakrise bei den Entwicklern solcher Pläne nicht zu der Einsicht, einen Gang runterschalten zu müssen? Und wenn es die „Kleinen“ tun, dann sollten die „Großen“ allemal als Vorbild vorangehen. Es kann nicht ein „Weiter so“ geben – auch nicht für den EUROPA-PARK und seine ständige Expansion. Wenn man doch international schon zu den Großen zählt, kann man nicht mal mit dem Erreichten weitestgehend zufrieden sein und kleinere Brötchen backen? Wie wäre es denn, sich mit weiteren Vorhaben auf das PARK-Gelände zu beschränken. Was für Städte und Gemeinden wegen des Landverbrauchs in Zukunft immer mehr gilt, nämlich „Verdichtung“, warum soll sich das nicht auch auf den EUROPA-PARK erstrecken? Wäre der Bau eines Multimedia-Entwicklungszentrums dort nicht denkbar? Und muss nochmal und nochmal ein Hotelkomplex gebaut werden? Ich erinnere mich an ein Interview mit Thomas Middelhoff, der gesagt hat, dass er in seiner Blase nicht mehr mitbekommen hat, was um ihn herum passiert. Liegen die Dinge hier vielleicht ähnlich?
Die Betreiber des Parks haben es im Tagesgeschäft hauptsächlich mit Kindern zu tun. Sehen gerade sie nicht, dass die noch eine Zukunft vor sich haben sollten, in der sie nicht durch gehäufte Wetterextreme, deren Schadensbehebung übrigens irgendwann nicht mehr finanzierbar ist, bedroht werden? Kommende Generationen haben ebenso einen berechtigten Anspruch auf Lebensqualität. Die Familie Mack alleine kann das Klima selbstverständlich nicht retten und es sollte sich natürlich niemand von außen anmaßen, am Geschäftsmodell von Unternehmern Einfluss zu nehmen. Hinterfragen und Kritik üben aber darf man schon. Und gerade der EUROPA-PARK sieht sich als Vorbildunternehmen. Hat er damit nicht auch eine gesellschaftliche Verantwortung bei Zukunftsfragen, die nicht nur sein eigenes Fortkommen angehen, sondern die viel weitreichender sind?
Ich würde mir wünschen, dass für den Spaß, und den will keiner jemandem madig machen oder gar wegnehmen, nicht noch wichtigere entscheidendere Dinge geopfert werden. Mit einer guten Werbestrategie könnten Kommunikations- und Public Relations-Spezialisten des Unternehmens EUROPA-PARK so ein „Slow Down“ zugunsten einer neuen umweltverträglichen Ausrichtung sogar super vermarkten. Im Sinne von Vorbild sein.
Heidi Wallmach-Jakob
Badische Zeitung vom 10.09.2021 – Elsässer Umweltschützer kritisieren ein Bauvorhaben von Mack Next
Badische Zeitung vom 19.02.2020 – Mack investiert in Studio für digitales Design im Elsass
Badische Zeitung vom 08.04.2021 – Die Firma Mack Next will sich in Plobsheim im Elsass ansiedeln