Leserbrief
Stefan Rieder, Rheinhausen
„Stillstand ist Rückschritt“! Mit diesen Worten eröffnete
Herr Thomas Mack in Ringsheim die Informationsveranstaltung zum geplanten
Wasserpark des Europaparks. Auf einer Fläche von über 30 Hektar Ackerland soll
ein Spaßbad der Superlative mit mehreren Hotels, mit ganzjähriger Öffnung,
entstehen. Mit Hilfe neuester Technik sollen Filteranlagen für weniger
Wasserverbrauch sorgen. Der Bau von zwei Gasturbinen (Kraft-Wärmekopplung) stellt
die Versorgung des Bades nicht nur mit Wärme, sondern auch mit elektrischem
Strom sicher.
Es ist geplant eine Fläche, die die Größe von mehr als 30
Fußballfeldern besitzt, zu versiegeln. Weitere 90 Hektar sind geplant!
Nur ein paar Kilometer rheinabwärts, in Schwanau, ist ein heftiger
Streit über den wegen massiver Flächenversiegelung geplanten Bau des Polders
Elzmündung entbrannt. Es kämpfen Bürger gegen den Bau eines Wasserrückhaltegebietes
für die Elz und die zu erwartenden negativen Auswirkungen.
Die Gasturbinen werden viel Gas verbrennen, weil viel Wärme
benötigt wird. Sie werden also viel klimaschädliches Co2 ausstoßen.
Eine erhebliche Erweiterung der Kläranlage steht unweigerlich
an. Die Kosten hierfür wird jeder einzelne Bürger durch die Erhöhung der
Wassergebühren tragen.
Der Wasserzweckverband Rust, Ringsheim, Kappel-Grafenhausen
und Ettenheim fördert derzeit ca. 1Mio.m3 Trinkwasser aus zwei Bohrungen im
Gewann Feinschiessen auf Ruster Gemarkung. Es handelt sich um kalkarmes
Trinkwasser allerhöchster Qualität. Die Quellen werden u.a. durch das
Niederschlagswasser des Naturschutzgebietes Elzwiesen und den darunterliegenden Gesteinsschichten
gefiltert und gespeist. Es ist geplant bis 2030 die jährliche Fördermenge auf
2Mio.m3 zu erhöhen (das sind 2Mrd Liter Wasser, ein Becken, das 1m hoch, 1m
breit und 2000km lang ist!).
Es ist hinlänglich bekannt, dass die Sommer in unserer
Region in Zukunft trockener werden. Es wird also künftig bei weniger
Niederschlägen die doppelte Menge Wasser entnommen! Hier ist der steigende Wasserbedarf
der Landwirtschaft in trockenen Jahren noch nicht berücksichtigt. Was passiert,
wenn die Quellen wegen zu hoher Entnahmemengen versiegen? Die Fachleute sehen
anscheinend keine Probleme.
Vor dem Hintergrund, dass die Stadt Herbolzheim als Nachbargemeinde
auf der Suche nach einem neuen Trinkwasserbrunnen ist und auf eigener Gemarkung
nicht fündig wird, sollte man eigentlich annehmen, dass man den Herbolzheimer Bürgern
das Wasser zugänglich macht. Sollte sich die Fördermenge des
Feinschiessenwasser tatsächlich erhöhen lassen, darf dieses Wasser nicht in
einem Spaßbad sinnlos vernichtet werden. Zumal es in näherer Umgebung genügend
Bäder gibt.
Bei einer erhöhten Fördermenge bleibt auf jeden Fall ein
gewisses Restrisiko. Dieses ist, wie gering es auch sein mag, auf jeden Fall zu
hoch, um für eine Spaßgesellschaft die Lebensgrundlage Wasser aufs Spiel zu
setzen.
Ein Negativbeispiel in Punkto Flächenverbrauch,
Wasserverbrauch und Energieverschwendung. Dieses Bauvorhaben entspricht genau
dem Gegenteil dessen, was unseren Kinder von klein auf gelehrt wird.
Auch in Staufen sahen Fachleute keine Probleme. Bei der
Absenkung des Dammes des Leopoldskanals auf Höhe des Taubergießens sahen die
Fachleute keine Probleme—Die Folgen sind bekannt.
Auch wenn verschiedene Bürgermeister der Region von diesem
Projekt aufgrund der zu erwartenden Steuereinnahmen begeistert scheinen, stellt
sich für mich die Frage: wie viel Europapark verträgt die Region noch?
Stillstand, sehr geehrter Herr Mack, wäre bei diesem Projekt
für die Umwelt, die Natur und die gesicherte Wasserversorgung der Bürgerinnen
und Bürger der Regio kein Rückschritt, sondern ein großer Fortschritt.